RP-Interview: So will Johannes Herfurth den SV Sonsbeck II vor dem Abstieg retten
In der Fußball-Bundesliga scheint die Zeit der „Feuerwehrmänner“ um Peter Neururer, Friedhelm Funkel oder Felix Magath vorbei zu sein. Nicht so in der Kreisliga A. Denn der SV Sonsbeck II setzt nach einer enttäuschenden Hinrunde im Abstiegskampf auf jede Menge Erfahrung. Mit dem in der Winterpause verpflichteten Johannes Herfurth steht bereits der vierte Trainer seit Juni 2022 an der Seitenlinie. Der 64-Jährige erklärt, was er anders machen möchte als seine Vorgänger, worauf es in der Rückrunde ankommt und wie’s um die wechselwilligen Leistungsträger steht.
Herr Herfurth, wie überrascht waren Sie über die Anfrage?
JOHANNES HERFURTH: Schon etwas. Tobias Bogedain (Sportlicher Leiter; die Red.) und ich haben uns beim Bäcker getroffen. Dort hat er mich gefragt, ob ich noch einen Trainerjob habe und Interesse hätte. Ich wollte meine freie Zeit genießen. Aber dann hat man sich zusammengesetzt – und alles ging ganz schnell. Mit dem Verein verbinde ich nach wie vor viele schöne Erinnerungen, weil ich insgesamt 16 Jahre dort tätig war.
Zuletzt haben Sie die DJK Wardt in der Kreisliga C trainiert. Müssen Sie sich zwei Ligen höher erst wieder zurechtfinden?
HERFURTH: Ich habe mir während der Saison ein paar Spiele der Mannschaft angeschaut, auch wenn ich die meisten Gegner nicht kenne. Das Niveau ist im oberen Bereich schon hoch. Dass Asterlagen für ein Trainingslager in die Türkei fährt, ist eine Hausnummer. Unten würde sicher auch der eine oder andere B-Ligist gut mithalten können.
Wie sind die ersten Eindrücke vom Team und wo haben Sie in der kurzen Zeit als erstes angesetzt?
HERFURTH: Ich merke, dass einiges an Arbeit auf mich zukommt. Die individuellen Fehler in der Abwehr waren in den Freundschaftsspielen schon gravierend. Im Angriff sind wir gut besetzt und haben sehr gute Fußballer in unseren Reihen. Da war ich schon überrascht, aber wir lassen noch zu viele Torchancen liegen. Ich habe meine Vorstellungen. Was mir vor allem am Herzen liegt, ist die Stabilität hinten.
Drei ihrer Vorgänger haben die fehlende Einstellung einiger Spieler bemängelt. Wie bekommt man dieses Problem in den Griff?
HERFURTH: Das ist eine schwierige Aufgabe. Am meisten Spaß und Motivation hat man, wenn man erfolgreich ist. Bis jetzt ist die Trainingsbeteiligung mit zehn bis zwölf Mann in Ordnung, sie könnte aber auch besser sein. Einige Spieler sind noch verletzt. Wir wollen Kontinuität in die Mannschaft kriegen. Dann bin ich überzeugt davon, dass wir viele Tore schießen und die nötigen Spiele gewinnen werden.
Mit Leon Loosen, Nils Theysen und Sven Lehmkuhl wollen drei Stammkräfte nicht mehr für Sonsbeck II spielen (wir berichteten). Der Verein gibt sie aber nicht frei. Es soll mindestens noch einen weiteren wechselwilligen Spieler geben. Wie gehen Sie damit um?
HERFURTH: Davon habe ich kaum etwas mitbekommen. Es ist schade, dass sie lieber ein halbes Jahr gar nichts machen wollen, statt hier weiter mitzuhelfen. Ich halte für jeden Spieler eine Tür offen. Diese drei Jungs muss man erst mal ersetzen.
Tobias Bogedain hat Sie bei der Vorstellung als ruhigen, entspannten und routinierten Zeitgenossen beschrieben. Trifft das zu?
HERFURTH: Ruhig bin ich garantiert nicht immer. Ich versuche, nach außen so zu wirken, kann aber auch aus der Haut fahren, wenn‘s sein muss. Und das habe ich den Jungs auch gesagt. Wenn alles in den richtigen Bahnen läuft, ist alles gut. Aber ich kann auch anders werden, gerade wenn einer meint, aus der Reihe tanzen zu müssen.
Gab es schon Kontakt zu Heinrich Losing, dem Trainer der Oberliga-Fußballer?
HERFURTH: Ja, die erste Mannschaft kenne ich noch sehr gut, weil ich selbst sechs Jahre dort mitgearbeitet habe. Aber das ist ein anderes Blatt Papier. Da werde ich nicht groß nachfragen. Wenn er jemanden hat, der Spielpraxis braucht, dann nehmen wir ihn gerne. Ansonsten habe ich zu Oliver Kraft, dem Trainer der dritten Mannschaft, ein gutes Verhältnis. Wir haben schon telefoniert und persönlich gesprochen. Fall es personelle Probleme geben sollte, kann ich Unterstützung von ihm bekommen. So werden wir schon durch die Saison kommen.
Ihr Vertrag läuft bis Saisonende. Vorausgesetzt der Klassenerhalt gelingt, was passiert danach?
HERFURTH: Darüber mache ich mir noch keine Gedanken. Der Verein weiß, was er sich mit mir antut (lacht). Der Klassenerhalt und die Mannschaft zusammenzuhalten stehen an erster Stelle. Von der Qualität her müsste das möglich sein. Aber Fußball spielen müssen die Jungs immer noch selbst. Ich werde alles dafür tun, dass jeder mitzieht, um unser Ziel zu erreichen.
Quelle: www.rp-online.de