Bufdi Noah Thier hilft beim SV Sonsbeck! - Ein Leben zwischen der Schule und dem Fußball

26.11.2024 - 22:05

„Wir sind froh, dass er hier ist“, sagt Sonja Laarmanns, Leiterin der privaten Realschule, und blickt zu Noah Thier, der neben ihr im Lehrerzimmer sitzt. Seit dem 1. Oktober ist der 19-Jährige, der drei Jahre beim SV Sonsbeck Fußball gespielt hat, Bufdi. Er macht seinen Bundesfreiwilligendienst teils in der Schule, teils bei den Rot-Weißen. 19 Stunden pro Woche ist er in der Realschule, die vor vier Jahren an den Start gegangen ist und ihr Domizil in den Räumen der ehemaligen Haupt- und späteren Gesamtschule hat. 20 Wochenstunden leistet der Bufdi beim SVS ab. Das war der Deal, als der Verein bei der Sportjugend NRW einen entsprechenden Antrag auf Genehmigung eines Bufdis gestellt hatte.

 Noah Thier, hier im Januar 2024, wechselte im Sommer vom SV Sonsbeck zum Bezirksligisten SF Broekhuysen. Bei den Rot-Weißen trainiert er unter anderem den Fußballnachwuchs.

39 Stunden, zu 51 Prozent beim SV Sonsbeck

Die Idee, aus finanziellen Gründen und weil er ja 39 Stunden in der Woche beschäftigt werden muss, eine Kooperation mit der Schule einzugehen, hatte Markus Hermsen, Geschäftsführer beim Sonsbecker Sportverein. Und die Hartnäckigkeit, mit der er sich mit Torben Sowinski als Sportlicher Leiter Jugend bei der Landessportjugend für den Bufdi stark gemacht hatte, zahlte sich aus. Denn eigentlich war die Frist schon verstrichen: Bis Ende Februar konnten Sportvereine signalisieren, dass sie gerne einen jungen Menschen hätten, der sich freiwillig ein Jahr lang für ein kleines Taschengeld (345 Euro im Monat) engagiert – die Sonsbecker legten aber erst nach Schuljahresende los. „Ja, könnt ihr machen“, gab die Sportjugend NRW vor einigen Wochen grünes Licht – aber nur unter der Bedingung, dass Noah Thier zu 51 Prozent beim SVS arbeitet.

Lehrproben für den Übungsleiterschein

Der 19-Jährige, der im Sommer am Berufskolleg der Liebfrauenschule in Geldern sein Abitur gemacht hat und beim Fußball-Bezirksligisten SF Broekhuysen kickt, ist froh, dass es geklappt hat. Er hat am Berufskolleg den Bildungsgang AHF gewählt, „da bekommt man nach dem Abitur einen Übungsleiterschein“. Dafür musste er in den Klassen 11 bis 13 jeweils drei Lehrproben absolvieren, aufgeteilt in Theorie, Praxis und Nachbereitung. Zwei Lehrproben machte er in der Schule in Geldern, eine beim SV Sonsbeck.

FSJler-Stellen waren weg

„Ich wusste nach dem Abi noch nicht genau, was ich machen will.“ Weil er nichts Passendes gefunden habe, sei er auf die Idee gekommen, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. „Die FSJler-Stellen waren aber schon alle vergeben, also haben wir es auf Bundesebene versucht“, so Torben Sowinski, Lehrer für Mathematik und Sport und stellvertretender Schulleiter der Realschule an der Fleuth in Geldern und „Anleiter“ für den jungen Bufdi.

Arbeitszeit als Herausforderung

Größte Herausforderung sei die Arbeitszeit gewesen, so Sowinski. Denn Noah Thier sei ja in erster Linie beim SVS angestellt, doch da spiele sich der Sport nur im Nachmittagsbereich und abends ab. „Wir sind dankbar, dass die Realschule den Finger gehoben hat und ihn vormittags beschäftigen wollte, damit er auf seine Stundenzahl kommt“. Die Schule, das sind in diesem Fall Elke Reichertz, Vorsitzende des Trägervereins der privaten Realschule, und Schulleiterin Sonja Laarmanns.

Vertretung im Sportunterricht

19 Stunden ist Noah Thier in der Schule, sein Arbeitstag beginnt um 9.30 Uhr. Er begleitet Kollegen unter anderem im Sportunterricht, „er hat auch schon eine erkrankte Kollegin vertreten“. Das kann und darf er, weil er einen Übungsleiterschein hat. In den Pausen, wenn die Schüler der 5er- und 8er-Klassen auf dem Schulhof Fußballspielen, ist der Bufdi oft dabei. Außerdem hat er mit der Schülervertretung eine Spieleausleihe organisiert: Seit diesem Montag können sich Schülerinnen und Schüler Springseile, Wurfraketen oder Spiele wie Schach, Wikinger-Schach, Skip-Bo, UNO oder Mensch-ärgere-dich-nicht ausleihen, außerdem Bälle und Material, um Basketball, Fußball, Tennis und Spiderball zu spielen. In der Planung ist noch eine Fußball-AG für bis zu 20 Jungen und Mädchen, die der Bufdi dann leiten soll.

,,Kinder freuen sich, wenn Noah da ist"

Dienstags, mittwochs und donnerstags hilft Noah Thier mit bei der Hausaufgabenbetreuung. Drei Kollegen teilen sich die Betreuung, der Bufdi unterstützt sie dabei. „Die Kinder freuen sich immer, wenn er da ist. Und bevor die mich um Hilfe bitten, fragen sie erst den Noah“, erzählt Schulleiterin Laarmanns. „Er macht einen guten Job, ist beliebt bei unseren Schülerinnen und Schülern“, ergänzt Elke Reichertz.

Freitagvormittags ist Noah Thier von 8 bis 12 Uhr beim SVS, arbeitet mit dem Platzwart-Team an Sportanlage. „Da geht es dann um handwerkliche Tätigkeiten“, so Torben Sowinski. Außerdem trainiert er an drei Nachmittagen die Fußball-Jugend, holt mit dem Kleinbus drei Mal in der Woche Kinder und Jugendliche zwischen neun und 14 Jahren aus Labbeck, Alpen, Issum sowie Hamb ab und bringt sie nach dem Fußballtraining wieder nach Hause, setzt sie an den Treffpunkten ab. „Wir dürfen ihn nicht verheizen, ein vernünftiger Tagesablauf ist wichtig“, stimmen Sonja Laarmanns, Elke Reichertz und Torben Sowinski überein.

Sonntags für die SF Broekhuysen am Ball

Am Wochenende sind dann noch Fußballspiele, sonntags ist der Bufdi selbst für die SF Broekhuysen im Einsatz, zumeist im zentral-offensiven Mittelfeld. Dass er nicht mehr für den SV Sonsbeck aufläuft, hat einen einfachen Grund: Die erste Mannschaft spielt in der Oberliga (zu hoch für ihn), die zweite nur in der Kreisliga B.

Was er nach dem Bufdi-Jahr vorhat, weiß der Fußballer aus Geldern-Veert noch nicht genau. Vielleicht Sport studieren, vielleicht auch in den erzieherischen Bereich gehen. Denn Sport und Erziehungswissenschaften, das waren am Berufskolleg seine Lieblingsfächer.


Quelle: www.rp-online.de 

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