Sonsbeck/Xanten. Die Läuferinnen Rahel Brömmel und Franziska Schuster machten bei der DM in Bremen mit ihren Leistungen die Bundestrainer auf sich aufmerksam.
Eigentlich war die Taktik eine andere. Von Beginn an dranbleiben an Anneke Vortmeier, der DM-Favoritin in Bremen über 3000 Meter, hatte René Niersmann seiner Athletin Rahel Brömmel mit auf den Weg gegeben, bevor sich der Lauftrainer des SV Sonsbeck in den Urlaub verabschiedete. Während der Deutschen U16-Meisterschaft entschieden sich Niersmanns Vertreter Robin Schäfer und Rahel um. Und das war gut so. Die Sonsbeckerin holte Silber und hinterließ staunende Konkurrentinnen. Sie hatte niemand auf dem Zettel. Die Schülerin verbesserte sich auf dieser Distanz um 20 Sekunden.
10:09,55 Minuten war die Zeit, die Rahel einen Platz auf dem Siegerpodest bescherte. „Das war ein ganz starker Lauf. Sie hat das Maximum herausgeholt“, sagte Niersmann. Anneke Vortmeier vom ASV Duisburg lief ein einsames Rennen (9:54,48). Die drittplatzierte Karoline Löffel vom Heidmühler FC, die 500 Meter vor dem Ziel von Rahel überholt wurde, konnte am Ende nicht mithalten und benötigte 10:17,05 Minuten. „Es war genau richtig, das hohe Tempo der beiden nicht mitzugehen, sondern abzuwarten“, so Niersmann.
Selbst, als der Abstand 70 Meter betrug, blieb Rahel gelassen. Schließlich nutzte die Sonsbeckerin ihre Chance. Der Disziplin-Bundestrainer wollte sie nach der starken Vorstellung gleich kennenlernen. „Mich freut es riesig, dass wir nach vielen Jahren wieder eine Athletin mit einer tollen Körpersprache haben, die im Laufbereich bei der DM eine Medaillenkandidatin ist. Ich bin auf ihre weitere Entwicklung gespannt“, meinte Abteilungsleiter Werner Riedel. Niersmann: „Mir ihrer Zeit hätte Rahel in den vergangenen drei Jahren sogar jeweils den DM-Titel geholt.“
Bekanntschaft mit dem Nachwuchsbundestrainer machte in Bremen auch Franziska Schuster. Die Mehrkämpferin vom TuS Xanten wurde Zweite über 80m-Hürden sowie Fünfte im 100m-Sprint. Björn Sterzel stellte der Gymnasiastin in Aussicht, sie in den deutschen C-Kader aufzunehmen. Werner Speckert, ihr Heimcoach, war am Tag nach der DM immer noch tief beeindruckt von den Rennen, aber auch von der Abgezocktheit und ihrem „genialen Laufstil“. Der TuS-Trainer nennt „Franzi“ daher: „Meine Gazelle vom Niederrhein.“
Mit 11,77 Sekunden über die Hürdenstrecke zog die Xantenerin ins A-Finale ein. Vor dem Endlauf meinte es das Los nicht gut mit ihr – Bahn 8. Doch während Speckert wenig erfreut war, blieb seine Athletin locker. „Sie war mal wieder die Ruhe selbst.“ Mit einem starken Mittelteil legte Franziska den Grundstein für die Silbermedaille. Die Uhr blieb bei 11,69 Sekunden stehen. Vier Hundertstel war Gese Tiede (USC Mainz) schneller, Jenna Feyerabend (TV Groß-Gerau) drei Hundertstel langsamer. „Franzi ist zwischen den Hürden wesentlich aktiver als noch vor Saisonbeginn“, lobte Speckert die Entwicklung.
Über 100 Meter gewann die Xantenerin ihren Vorlauf in 12,51 Sekunden. Im A-Finale steigerte sie sich trotz eines suboptimalen Starts nochmals um vier Hundertstel. Auch dieser fünfte Rang war weit mehr, als Trainer und seine stets fokussierte Athletin vor der DM erhofft hatten.
Nicolas Mayer, der ebenfalls von Speckert betreut wird, wurde über 300 Meter 14. Weil die Verletzung immer noch nicht ganz ausgestanden ist, darf der Xantener damit zufrieden sein. Mit 38,25 Sekunden qualifizierte er sich fürs B-Finale. Dort wurde Nicolas mit 38,44 Sekunden Sechster.
Eine Deutsche Einzel-Meisterschaft zum Vergessen liegt hinter Hannah Kempken vom SV Sonsbeck. Es fing schon damit an, dass sie den Sprint auslassen musste, weil sich dieser mit dem Weitsprung überschnitt. Und im Sprung-Wettbewerb lief dann einiges schief. Weil die Sonsbeckerin zu spät im Callroom – dort stellen sich die Sportler den Kampfrichtern offiziell vor, dort werden Spikes und Startnummer kontrolliert – erschien, wurde sie aus dem Wettbewerb genommen. Erst als Riedel heftig protestierte, durfte die Mehrkämpferin doch starten – erst inoffiziell, dann doch offiziell. Das Hin und Her wirkte sich natürlich auf die Leistung aus. An eine richtige Vorbereitung war nicht zu denken. Dennoch verpasste Hannah nur um drei Zentimeter das Finale. 5,15 Meter ging der dritte Versuch weit.
In der 4x100m-Staffel mit Vereinskollegin Elena Aengeneyndt lief’s für Hannah wesentlich erfreulicher. Im zweiten Vorlauf wurden die zwei mit Jamira Lauf sowie Enie Dangelmaier (beide LAZ Rhede) in 50,33 Sekunden Vierte und erreichten das B-Finale. Dort kamen die vier auf Platz fünf (50,71).