Keisers-Zwillinge: Auf dem Feld gibt es keine Verwandten

07.02.2019 - 17:16

Die Fragen, die am häufigsten gestellt werden, sollen denn gleich beantwortet werden. Ja, Klaus ist der Ältere, noch nicht mal eine Minute, aber so ist es nun mal amtlich, dass Michael der Jüngere der Keisers-Zwillinge ist. Und wenn die beiden Fußball spielenden Brüder am kommenden Mittwoch ihren 21. Geburtstag feiern, dann werden sie sich gegenseitig kein Geschenk überreichen. „Früher haben wir uns etwas gekauft, was wir dann auch beide gebrauchen konnten“, sagt Klaus.

Heute nicht mehr, denn, dritte Antwort, die Wege der Zwillinge haben sich inzwischen so weit getrennt, dass sie sich mitunter nur noch an den Wochenenden in der elterlichen Wohnung in Veen sehen. „Früher haben wir allerdings fast alles gemeinsam gemacht“, berichtet Michael. Und Klaus erinnert sich, dass man sich sogar erfolgreich dagegen gewehrt habe, die Zwillinge aus pädagogischen Gründen in der Schule zu trennen. „Das haben die Lehrer tatsächlich versucht, aber wir wollten das nicht“, unterstreicht er. Also wurde zusammen gelernt, um schließlich gemeinsam das Abitur in Wesel mit guten Noten zu bestehen.

Erst danach forderten die unterschiedlichen Interessen ihren Tribut. Für Michael ging’s nach Düsseldorf, wo er eine Ausbildung als Physiotherapeut macht. Klaus hatte erst einmal den Drang in die Ferne und schaute sich acht Monate lang in Kanada, von Toronto bis Vancouver, um. Inzwischen studiert er an der Sporthochschule in Köln Sportmanagement und Marketing. Drittes Semester, da kann er sich noch entscheiden, in welchen Bereich es später einmal gehen soll.

Wer in Veen geboren wird und dazu den Namen Keisers trägt, für den ist der Weg auf den Sportplatz der Borussia schon vorbereitet. Das Fußball-Talent stammt vom Vater, der selbst lange und erfolgreich auf dem Rasen stand. Dazu tauchen vom Onkel bis zum Cousin noch einige Verwandte auf, deren erstes Trikot gelb war und eine Krähe im Vereinsemblem enthielt. Und, mal eben über das Stoppelfeld und auf den Platz, das waren kaum 100 Meter für die Zwillinge, die also auch schon als Knirpse für die Borussia kickten.

Bis zur C-Jugend allerdings nur, denn dann durfte Klaus sein Können erst in der Kreisauswahl und kurz darauf beim Nachbarverein SV Sonsbeck beweisen. „In Veen ging es in der Jugend eigentlich immer nur gegen den Abstieg“, erinnert er sich, dass der SVS bessere Perspektiven versprach. „Aber wir sind eben nie abgestiegen, und ich habe mich bei der Borussia immer wohl gefühlt“, hält ihm sein Bruder sofort entgegen.

Und, mit einem kleinen Seitenhieb, legt Michael nach: „Ich bin ja nicht so ein Vereinsspringer.“ Klaus kommt schnell aus der Nummer wieder heraus. „Veen und Sonsbeck, das sind beides tolle Vereine“, sagt er. „Die Borussia ist familiärer, der SV dafür erfolgreicher“, beschreibt er den Unterschied. „Ich würde den Sprung nach Sonsbeck immer wieder machen, obwohl ich bestimmt auch in Veen glücklich geworden wäre.“

Bei den getrennten Wegen blieb es auch, als die Zwillinge vor zwei Jahren in den Kreis der Seniorenspieler aufrückten. Inzwischen standen sich beide in der Kreisliga A bereits dreimal auf verschiedenen Seiten gegenüber, Klaus im Trikot der Sonsbecker Zweitvertretung, Michael im gelben Dress der Borussia. Die Bilanz ist ausgeglichen: Beim ersten Duell, im September 2017, siegten die Roten aus Sonsbeck im Krähendorf mit 4:3 – beide Brüder trafen je einmal ins Netz. Im Rückspiel holte sich Veen ein 1:1 ab, Beim letzten Aufeinandertreffen an gleicher Stätte vor etwas mehr als zwei Monaten überraschte die Borussia den akA-Liga-Tabellenführer auch dank zweier Tore von Michael mit 3:0.

Gut für die Spannung in der Liga, denn beide Teams mischen weiterhin munter an der Spitze mit. Und noch besser für die Stimmung im gemeinsamen Kegelclub der Zwillinge, in dem sich weitere Borussen-Kicker tummeln. „Ich durfte mir schon einiges anhören“, erinnert sich Klaus. Freilich gibt’ ja noch ein Rückspiel, mit dem die Saison im Juni abgeschlossen wird. Gut möglich, dass es dann für die Borussia oder den SVS II oder gar für beide noch um das Bezirksliga-Ticket geht.

Dann ist wieder Schluss mit der Bruderliebe. „Auf dem Feld gibt es keine Verwandten“, sagt Klaus. „Wer gewinnen will, muss eben schneller als der andere sein“, kontert Michael. Und wird man beide Brüder irgendwann einmal wieder in einer Mannschaft sehen? „Dann aber bei der Borussia“, legt sich Michael fest, „denn ich bleibe auf jeden Fall in Veen.“

Der Ball liegt bei Klaus, doch der scheint so viel nicht von einer Rückkehr zu halten. „Ich verfolge natürlich, was sich bei der Borussia tut. Aber es wird nicht gelingen, mich aus Sonsbeck herauszuholen.“ Da wäre diese Frage um die Keisers-Zwillinge also auch geklärt...

Quelle: RP vom 07.02.2019

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